Feuerwehrausflug nach Finnland 11.06. - 15.06.2015
Eine achtköpfige Mannschaft der Feuerwehr Mittelberg machte sich in Eigenregie nach dem letzten eigenen Besuch von 2008 erneut auf den langen Weg nach Finnland, um die gute Freundschaft zur Freiwilligen Feuerwehr in Lappeenranta zu pflegen und dem alten Tanklöschfahrzeug einen Besuch abzustatten.
Die Vorbereitungen für den Besuch begannen schon im Januar mit der Terminwahl, Flug, Hotel und Mietautos. Ein großes Dankeschön an dieser Stelle für den unermüdlichen Organisator Thomas Meusburger für die vielen freiwilligen Stunden. Ein sehr interessantes und umfangreiches Besuchsprogramm haben die finnischen Kollegen für uns ausgearbeitet und noch vor der Abreise mitgeteilt.
1. Tag
Früh aufstehen hieß es am ersten Tag, da das Flugzeug von Zürich aus um 6h20 Uhr in Richtung Helsinki startete. Die SwissAir-Maschine nahm Kurs über’s Allgäu, so dass man bei klarem Himmel und Sonnenaufgang auch in’s Tal sehen konnte, am auffälligsten waren der Große Widderstein und der Ifen erkennbar. Um kurz nach 10 Uhr (Ortszeit Helsinki) und einer Flugstrecke von ca. 1800km landeten wir etwas ausgeruht in der finnischen Hauptstadt. Anschließend verstauten wir unser Gepäck in die bereits reservierten Mietautos und besichtigten zunächst die Hafenanlagen mit den großen Fährschiffen. Nach einem guten Mittagessen und Livemusik im Stadtpark machten wir uns am späten Nachmittag auf die etwa 250km lange Autofahrt in nordöstlicher Richtung nach Lappeenranta.
Dort angekommen und im Hotel eingecheckt warteten auch schon Lasse und Risto auf uns, um gemeinsam am Hafen essen zu gehen. Die beiden reservierten in einem gemütlichen Lokal einige Tische für uns. Anschließend spazierten wir zurück zum Hotel und gingen früh schlafen, da am nächsten Tag um 9 Uhr die Werksbesichtigungen von “Nordkalk” und “Finnsementti” auf dem Programm standen.
2. Tag
Pünktlich um 9 Uhr begann am 2. Tag die Besichtigung des Kalkwerkes. Bevor wir allerdings das Werk betraten, mussten wir uns noch entsprechend mit Gummistiefel, Warnweste, Helm und Handschuhen ausrüsten. Die Führung und ausführliche Erklärung der Anlage übernahm die freundliche Mitarbeiterin “Ulla” für uns. Der “Tagebau-Krater” hat schon beeindruckende Ausmaße, da er am tiefsten Punkt von der Oberkante ca. 150m misst. Eine Erweiterung auf bis zu 200m ist in den nächsten Jahren geplant, sofern sich die dort noch erhofften Kalkvorräte finden lassen. Eine Begehung im Berg mit dem Untertagebau haben wir abschließend durchgeführt.
Nach dieser ersten Besichtigung erfolgte die Erkundung des 2. Werks mit einem anderen Mitarbeiter. Dieses Werk ist für die Veredelung bzw. Weiterverarbeitung des gewonnenen Kalks zuständig, wobei der Rohkalk bei Temperaturen von ca. 1500°C in einem kohlebeheizten Hochofen (3 – 4 Tonnen Kohle pro Stunde) erhitzt wird. Die Fahrt mit dem Aufzug auf den 80m hohen Siloturm der Anlage bescherte uns einen wunderbaren Blick über die Anlage und die Umgebung.
Nach der intensiven Erkundung und anschließenden Umkleide durften wir noch im Besucherhaus Mittagessen. Eine freundliche Mitarbeiterin verköstigte uns mit einem umfangreichen und guten Buffet inklusive Nachtisch. Im Anschluss daran hat uns ein gut deutsch sprechender Geologe der Anlage noch weitere Details zum Werk und deren Hintergründe in einem Vortrag vermittelt. Der verbleibende Nachmittag stand zur freien Verfügung, wobei sich schon die erste Schafkopfrunde gebildet hat, andere genossen am Hafen Kaffee und Kuchen auf der sonnigen Terrasse.
Gegen 18 Uhr trafen wir uns wieder mit den finnischen Kollegen vor dem Hotel und gingen gemeinsam zu Fuß auf ein ehemaliges Militärgelände der Stadt, wo an diesem Abend ein Jazz-Musik-Festival und gleichzeitiger Ausstellung von alten Lastwagen, Traktoren usw. stattfand. Diese Veranstaltung wurde von vielen Einheimischen besucht und zeigte neben dem flotten Militärorchester auch interessante Fahrzeuge aus früherer Zeit. In der Zwischenzeit gesellte sich auch noch Hannu dazu. Gegen 22 Uhr war die Vorstellung zu Ende und wir mussten das Gelände verlassen. Zurück in der Stadt genossen wir noch das eine oder andere Bier in der Kneipe.
3. Tag
Am 3. Tag (Samstag) fuhren wir mittags gemeinsam mit einem Feuerwehrbus (20-Sitzer) der Berufsfeuerwehr in ein Traditionslokal zum Lammessen. In diesem Lokal gibt es nur Lamm und das Fleisch wird nach altem finnischen Rezept in einem speziellen Ofen stundenlang (bis zu 9 Stunden) vorher zubereitet. Laut eigenen Informationen werden dort jährlich 40 Tonnen Lammfleisch “verarbeitet”. Die Lokalität hat besondere Öffnungszeiten und es wird bspw. nur Mittags serviert.
Nach dem guten Essen und Rückfahrt durch die Seenlandschaft machten wir noch kurz einen Halt am alten Bahnhof in Lappeenranta. Dort fuhr kurze Zeit später der Zug mit der alten Dampflok vorbei, mit dem wir dann am Sonntag eine 30-minütige Fahrt geplant haben. Lokführer ist unter anderem ein Feuerwehrmann (Arthur) der Freiwilligen Feuerwehr Lappeenranta.
Im Anschluss daran fuhren wir mit dem Bus weiter zum Sauna-Nachmittag an eine entlegene Stelle an einem kleinen See etwas außerhalb der Stadt. Dort befand sich eine Jagdhütte mit verschiedenen Trophäen an den Wänden und daneben die Rauchsauna. Der Saunaofen wird mit Holz beheizt und die Saunawände sind schwarz vor Ruß. Nach jedem Saunagang mit knackigem Aufguss konnte sich jeder im kalten Seewasser wieder abkühlen und ein Bierchen bei Sonnenschein und angenehmen Temperaturen genießen. Zum späteren Zeitpunkt gab es noch Bratwürste vom Grill mit Kartoffelsalat und einen gemütlichen Hock in der Jagdhütte. Nach der Heimkehr ins Hotel wurde nochmals das Nachtleben der Stadt erkundet. Immer wieder ist es beeindruckend, wenn es nachts um diese Jahreszeit nicht mehr richtig dunkel wird.
4. Tag
Am Sonntag, den 4. Tag der Reise war das Wetter leider wieder regnerisch und kühler geworden. Wir trafen uns gegen 12 Uhr wieder zusammen vor dem Hotel und fuhren gemeinsam zum Bahnhof der Stadt. Gegen halb eins ging die Sonder-Zugfahrt mit der Dampflok ist die nächste Stadt (Imatra). Imatra liegt nur ca. 5km von der russischen Grenze entfernt. Die finnischen Freunde haben für uns Sitzplätze in einem 1. Klasse Waggon reserviert. Polstersessel, Teppichboden und Mahagoniholz verkleidete Wände zeichneten den Stil der damaligen gehobenen Klasse aus. Die Fahrt dauerte ca. 30 Minuten und es waren auch neben der Strecke immer wieder Leute zu sehen, welche das Spektakel mit der alten Dampflok sehen wollten. Gerade auch für Modelleisenbahner unter uns war dies schon eine Sensation.
Wir besuchten in Imatra unter anderem das große Stauwehr und das dazu gehörige Wasserkraftwerk mit ca. 200 MW Leistung. Imposant ist der Canyon mit seinen Gesteinsformen unterhalb der Staumauer. Bei gelegentlicher Öffnung der Schleusen fließen Millionen Liter Wasser pro Sekunde durch den Canyon und sorgen für ein riesen Spektakel.
Nach dem Mittagessen in einem italienischen Restaurant fuhren wir wieder mit den Autos zurück nach Lappeenranta und hielten noch kurz bei einem großen Windrad an. Die Abmessungen einer solchen Anlage aus direkter Bodenperspektive sind beeindruckend, wobei die Nabenhöhe bei ca. 90m und der Durchmesser der Rotorblätter bei ca. 150m liegt. Solche Anlagen sind wichtig, da Finnland ca. 30% des Stroms aus Kernkraft erzeugt.
Auf dem Weg zurück in die Stadt besuchten wir natürlich auch unser altes Tanklöschfahrzeug in der dortigen Feuerwehrstation. Das Fahrzeug ist immer noch in einem technisch einwandfreien Zustand und hat gerade im letzten Jahr an vielen Waldbrandeinsätzen wichtige Dienste geleistet. Die Einsatzorte lagen teilweise bis zu 100km entfernt. Dort verabschiedete sich bereits Hannu von uns und wir haben noch gegenseitig Präsente ausgetauscht.
Nach dem Zwischenstopp ging es weiter zu einer weiteren kleinen Feuerwehrstation außerhalb der Stadt. Wir wurden dort schon mit Kaffee und Kuchen empfangen und durften den Stützpunkt gemeinsam anschauen. Im Anschluss daran wurden wir noch in die naheliegenden alten Bunkerstätten aus dem 2. Weltkrieg geführt. Da es zu dem Zeitpunkt regnerisch war begleiteten uns auch unzählig viele stechende Moskitos. Die Anlagen sind teilweise in sehr gutem Zustand und dienten zur Abwehr der russischen Armee. Auch in der heutigen Zeit wird die etwa 1000km lange Grenzlinie zwischen Finnland und Russland noch “intensiv” bewacht.
Nach Beendigung der Exkursion gegen 20h30 Uhr fuhren wir zum Hotel zurück und haben uns trockene Klamotten und Schuhe angezogen. Wir verabschiedeten uns auch gleichzeitig von unseren finnischen Kollegen Lasse und Risto und bedankten uns herzlich für die Großzügigkeit und Gastfreundschaft. Danach gab es noch ein Abschlussbier in der Nachbarkneipe.
5. Tag
Am 5. Tag stand die Abreise aus Lappeenranta in Richtung Helsinki bevor. Auf der Rückfahrt haben wir noch einen kleinen Umweg gefahren und den bekannten Nordischen Wintersportort “Lahti” mit der Schanzenanlage besichtigt. Im Besucherzentrum gab es auch ein gutes und günstiges Mittagsbuffet. Nach kurzer Verweildauer sind wir dann endgültig nach Helsinki gefahren und ließen uns bei einer 1,5 stündigen Schiffstour das Umfeld der Hafenanlage zeigen. Im Anschluss daran brachten wir die Mietautos zurück und begaben uns in den Check-In Bereich im Flughafen. Der Rückflug startete um 21h05 Uhr Ortszeit und gelandet sind wir in Zürich um ca. 23 Uhr. Gegen 2 Uhr morgens waren wir dann alle wieder gesund und etwas müde in Mittelberg angekommen.
Die Erlebnisse und Eindrücke dieser Reise werden uns noch lange in guter Erinnerung bleiben, gerade auch die Gastfreundschaft und Großzügigkeit in Finnland hat uns sehr beeindruckt. Auch das gute kameradschaftliche Verhalten konnte in diesen Tagen wieder bestens unter Beweis gestellt werden. Danke an Alle, die zum Gelingen dieser interessanten Reise beigetragen haben, sowie die Taxifahrer Helmut und Thomas.